Diese Woche dreht sich mein Tipp um Endspielmotive. Ich habe für mein persönliches Training eine Datenbank angelegt. Ihr findet diese im Passwortgeschützen Downloadbereich der Homepage. Wer viele dieser Motive kennt, kann versuchen sie zu erreichen und damit einen halben oder ganzen Punkt erkämpfen!
Es folgt ein Beispiel, in dem ich das Remis, mit einer Minus-Figur, gegen einen 1800er halten konnte. Ich versuchte in das Motiv hineinzugelangen und hatte Glück, dass der Gegner mitspielte.
[6B1/6p1/5nk1/8/6KB/7P/8/8 w – – 0 1]
Weiß macht hier den Fehler, Lxf6 zu spielen. Nach gxf6 ist die Stellung nicht mehr zu gewinnen! Kxf6 verliert die Partie, der König kommt nicht mehr in die Ecke. Mein Gegner hatte eine DWZ von 1840 und sah das Motiv in dieser Stellung immer noch nicht von selbst. Hätte er das Motiv erkannt und seinen Läufer geopfert, hätte er mich wohl über die Zeit gezogen. Ihr seht also, wie wertvoll Endspielmotive sein können.
Motivname: Randbauer + falscher Läufer
Schachtraining am PC für lau – Teil 1 – Schachsoftware
Schachtraining am PC für lau – Teil 2 – Gegnervorbereitung
Schachtraining am PC für lau – Teil 3 – Trainingsmaterial
Schachtraining am PC für lau – Teil 4 – Endspieldatenbank
Schachtraining am PC für lau – Teil 5 – Praxis
Streng genommen ist 1.Lxf6 kein wirklicher Fehler, da auch andere weiße Züge aufgrund des hängenden Lg8 bei bestem Spiel nicht zum Sieg führen. Das Remis mit Springer+Bauer gegen Läufer+Bauer muß Schwarz sich aber erst erkämpfen, insofern macht 1.Lxf6 es dem Schwarzen tatsächlich viel leichter.
Sehenswert ist aber auch der weiße Gewinnweg nach 1…Kxf6?, falls Schwarz sich anschließend zäh verteidigt. Nach 2.Kh5 g6+ 3.Kh6 g5 ist nun die Frage, wie denn Weiß wirklich verhindert, daß der schwarze König doch in die Ecke kommt, und gleichzeitig auch vorwärtskommt! 4.La2 (oder b3, c4) Kf5 5.Kg7, aber jetzt folgt doch 5…g4!, und Schwarz löst alles auf (6.h4 g3 7.Ld5 Kg4=). Oder?
Da gebe ich dir natürlich völlig Recht, lieber Sven! Mir ging es nur darum, die Macht der Muster zu zeigen. Minus Figur, Gegener 200 DWZ mehr, noch 4 Minuten auf der Uhr, Nervenflattern und trotzdem noch ins Remis gerettet. :-)
Den korrekten Zug nach 1.Lxf6 Kxf6? 2.Kh5 g6+ 3.Kh6 g5 4.La2 Kf5 5.Kg7 g4!, der erst das Fragezeichen nach Kxf6 rechtfertigt, hat aber wohl noch niemand gefunden …
@Sven Es geht nicht um die ganz genaue Stellung, sondern um Muster ;-)
@Dennis: jaja, aber wenn Du das Muster auf dem Brett hast, mußt Du auch wissen, wie Du Dich verhältst. Du kannst tausend Muster kennen, aber sie sind wertlos, solange Du nicht weißt, welche typischen Zugfolgen dazugehören. Im konkreten Beispiel mußt Du zu dem Muster „Randbauer mit falschem Läufer“ eben wissen, daß die Randbauernpartei trotzdem gewinnt, wenn ihr König das Feld g7 besetzt und der h-Bauer danach ungehindert durchmarschieren kann. Genau das muß Schwarz also verhindern, damit der wesentliche Teil des Musters zur Geltung kommt: der schwarze König geht in die schwarzfeldrige Ecke, und Weiß kann diese mit seinem weißfeldrigen Läufer nicht bedrohen und daher den König nicht vertreiben. Deswegen also 1…gxf6.
„Meine“ Variante ist natürlich hierzu eine Nebenvariante, aber bevor Du mir gleich die Kommentarfunktion abdrehst ;-), sage ich lieber noch, daß Weiß in der o.g. Variante 1.Lxf6 Kxf6? im 6. Zug mit dem richtigen Läuferschach sein Ziel erreicht, und daß nur mit diesem Zug klar wird, warum Kxf6 im Gegensatz zum „mustergültigen“ 1…gxf6 die Partie verliert! Ohne dieses richtige Läuferschach würde nämlich das ungehinderte Durchmarschieren des h-Bauern gar nicht stattfinden.
Gerade in höchst taktischen Endspielen wie dem obigen sind Muster und Variante einfach untrennbar und gehören beide zum Schachtraining dazu.
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