Zum Einstimmen auf die bevorstehende zentrale Endrunde der Schachbundesliga lud der SC Kreuzberg zu einem aussergewöhnlichen Schnellschach-Event mit sehr illustrer Teilnehmerliste ein. Mit von der Partie waren u.a. die beiden deutschen Top-GM Liviu-Dieter Nisipeanu (aktuell ELO 2684, Nr. 1 in D, Europameister 2005) und Jan Gustafsson (ELO 2626, Nr. 3 in D). Insgesamt waren 5 starke GM, 6 IM, 5 FM und eine WIM am Start, davon sechs Titelträger vom Bundesligisten USV TU Dresden (dessen Mannschaftsmitglied GM Tischbierek auch Mitglied des SC Kreuzberg ist). Nicht schlecht für ein Klubevent, das von der Kreuzberger Vorsitzenden Brigitte Große-Honebrink hervorragend organisiert und geleitet wurde.
Die deutschen Spitzenspieler und auswärtigen Meister trafen bei diesem Turnier allerdings auf erhebliche und teilweise sehr erfolgreiche Gegenwehr der Berliner Schnellschachcracks:
So verlor GM Jan Gustafsson vom Deutschen Serienmannschaftsmeister Baden-Baden überraschend gegen einen sehr stark aufspielenden Dr. Andreas Modler (Schachfreunde) und etwas später sensationell auch gegen den mega aufspielenden Heinz Uhl (Weisse Dame), der in Runde zwei schon gegen GM Tischbierek glatt auf Gewinn stand, aber noch in eine Springergabel hereinrutschte und letztlich „nur“ ein Remis erreichte. IM Steve Berger von König Tegel remisierte inmitten einer Zuschauertraube ein Turmendspiel gegen Nisipeanu.
Der stärkste Berliner und Star des Abends wurde jedoch ein ehemaliger Königsjäger:
FM Robert Glantz (SC Kreuzberg) spielte vor heimischer Kulisse ein atemberaubend starkes Turnier und war permanent in der Spitzengruppe präsent, wobei er unter anderem mit GM Martin Krämer (Schachfreunde) einen Deutschen Schnellschachmeister bezwang. Zwar unterlag er in Runde 6 im direkten Vergleich GM Nisipeanu, doch zum Schluss besiegte er IM Thesing, was für einen sensationellen Turniersieg nach Wertung mit 6 aus 7 vor den punktgleichen GM Nisipeanu und GM Krämer reichte.
Damit gelang Robert ein viel umjubelter Erfolg in diesem Ausnahme-schnellschachturnier, mit dem er eindrucksvoll bewies, zu welchem Glanzleistungen er fähig ist. Ich nehme jede Wette an, dass es bei Robert Glantz auf Dauer nicht bei einem FM-Titel bleiben wird.
Euer Berichterstatter war als einziger aktueller Königsjäger mit am Start und durfte gleich in Runde 1 gegen den sympathischen Topmann Nisipeanu antreten, der anfangs erstaunlich ruhige Eröffnungszüge spielte, dann aber bald den wunden Punkt in meiner Stellung ausnutzte. Danach lief dann schachlich bei mir nicht mehr viel zusammen (am Ende nur 2,5 aus 7), aber das war letztlich egal, die Begegnung am Brett mit Deutschlands Spitzenspieler wird mir sicher unvergesslich bleiben.
Allen Königsjägern ist das dreitägige zentrale Bundesligafinale vom 29.4. bis zum 1.5. im Maritim-Hotel sehr empfohlen, u.a. gibt es als Leckerbissen für Zuschauer eine Live-Kommentierung mit GM Klaus Bischoff sowie 7 von Chessbase gesponsorte offene Blitzturniere und natürlich jede Menge Topspieler und -spielerinnen am Brett zu bewundern.
Bericht und Tabellen beim SCK
Diverse Fotos und Videos von SF Frank Hoppe (Herzlichen Dank dafür!)
Lieber Veit, danke für den interessanten und toll geschriebenen Artikel. Vielen Dank auch für dein Lob, das genauso unserem Spielleiter Georg Adelberger gilt, von dem auch die Idee zu dem Turnier und den ausnahmsweise höher ausfallenden Preisgeldern stammte.