Im Viertelfinale der Berliner Pokalmannschaftsmeisterschaft schied unsere Mannschaft leider knapp gegen die Schachfreunde Berlin aus dem Wettbewerb aus. So werden Halbfinale und Finalspiele zwar bei den Königsjägern gespielt, aber ohne eine Mannschaft des Gastgebers.
Dabei standen die Chancen für einen Halbfinaleinzug gar nicht so schlecht, denn die Schachfreunde waren wieder mit ihrer diesjährigen Pokalstammbesetzung angetreten (DWZ-Schnitt 2004 mit reichlich Oberligaerfahrung) und hatten keinen ihrer Bundesliga-Cracks an Bord. Somit waren die Weichen für ein ausgeglichenes Match gestellt, denn wir konnten DWZ-mässig voll gegenhalten (DWZ-Schnitt 2003).
Ausschlaggebend für die Niederlage war die Tatsache, dass unsere beiden Spitzenbretter nicht ihren besten Tag hatten und deutlich unter ihren Möglichkeiten blieben.
Veit Godoj (1926) sah sich mit Schwarz an Brett 2 einer eigentlich völlig harmlosen Sizilianisch-Nebenvariante von Dusan Jeremic (2046) ausgesetzt, reagierte darauf aber mit zu vielen aggressiven Bauernzügen im Zentrum, was zu einem Entwicklungsnachteil führte. In einem durch zahlreiche Abtäusche fast ausgeglichenen Weiss-Isolani-Mittelspiel nutzte Taktikfuchs Jeremic dann die unsichere Königsstellung von Godoj in der Brettmitte mit geschickten Manövern und einem sehenswerten Bauernopfer aus, das zu einem unabwendbaren Matt führte. Doch hätte der Königsjäger durch aufmerksameres Spiel zuvor zumindest vollen Ausgleich erhalten können.
1 : 0 für die Schachfreunde. In der Analyse sahen wir später sogar noch einen scheinbaren Fesselungs-Gewinnzug für den Königsjäger, doch die heimische Computeranalyse widerlegte diese Fata Morgana nachträglich.
Clemens Escher (2178) übersah mit Weiß am Spitzenbrett in einer katalanischen Position die Chance, einen verfrühten Befreiungsschlag seines Gegners Felix Nötzel (2054) gegenzukontern. So übernahm Nötzel die ihm überlassene Intiative und erarbeitete sich geschickt immer aktivere Figurenposten, die dann in einen unwiderstehlichen Mattangriff gipfelten, nachdem sich ein Springer und ein Läufer von Clemens auf der Suche nach Essbarem zu weit vom heimischen Lager entfernt hatten.
Mit diesem 2 : 0 war der Wettkampf wegen der ungünstigen Berliner Wertung bereits für uns verloren, doch Thomas Deutschmann und Roman Rabinovich fighteten an ihren Brettern unermüdlich weiter.
Thomas Deutschmann (2015) erreichte an Drei mit Schwarz nach verworrenem Mittelspiel mit beiderseitigen Chancen schließlich ein vorteilhaftes Endspiel mit seinem weitreichenden Läufer gegen einen kurzbeinigen Springer seines Gegners Erwin Weber (1963) bei zusätzlich riesigem Zeitvorteil für Thomas. Mit geschickten Aktionen auf beiden Flügeln konnte Thomas schließlich entscheidende Bauern gewinnen und Weber gab angesichts eines unstoppbaren Randfreibauern die Partie auf. Nur noch 1 : 2 für die Schachfreunde.
Roman Rabinovich (1891) erspielte sich am vierten Brett nach ausgeglichenem Eröffnungs- und Mittelspiel gegen die solide agierende WFM Martina Skogvall (1954) – ihres Zeichens amtierende Berliner Frauenmeisterin und zuletzt sehr erfolgreiche Oberligaspielerin bei den Schachfreunden – in einem ungleiche-Läufer-mit-je-einem-Turm-Endspiel eine leicht bessere Stellung mit einem Doppelmehrbauern sowie Angriffschancen auf einen geschwächten Bauern im Lager von Skogvall. Es gelang Roman schließlich – nach Ablehnung eines Remisangebotes – diesen geringen Vorteil durch mathematisch präzise Manöver noch in einen vollen Punkt umzuwandeln. Damit erreichte er in diesem Pokalwettbewerb erstaunliche 100% (2 aus 2 gegen gute Gegner) und er darf sich – im Gegensatz zu seinen Mannschaftskameraden an diesem Tag – über einen erneuten deutlichen DWZ-Zuwachs freuen. Er wird damit wohl erstmals die DWZ-Grenze von 1900 überschreiten. Die starke Leistung von Roman bescherte uns somit ein ehrbares 2:2 Gesamtergebnis. Leider reicht dieses Ergebnis nicht, um bei der von den Königsjägern erstmalig ausgetragenen Endrunde der BPMM mit dabei zu sein, was wirklich sehr, sehr schade ist.
Unseren Gegnern, den Schachfreunden um Turniermanager Felix Nötzel, wünschen wir viel Glück in der Endrunde der BPMM, in die sie verdient eingezogen sind! Die Königsjäger dürfen trotz der Wertungsniederlage als „Underdog“ im Teilnehmerfeld mit ihrer Leistung und dem Erreichen des Viertelfinales zufrieden sein. Ein dickes Dankeschön an alle Mitstreiter und Daumendrücker!!!
Für uns seit ihr trotzdem Pokal-Helden!
Voraussichtliche DWZ unserer sieben BPMM-Spieler aus drei Runden (offizielle Auswertung erfolgt nach dem 21.6.):
Deutschmann,Thomas 1,5/3 2012 (- 3)
Godoj,Veit 1,0/3 1915 (-11)
Rabinovich,Roman 2,0/2 1959 (+68)
Born,Jonathan 0,0/1 1464 (- 1)
Hartmann,Jakob 1,0/1 1934 (+30)
Schüle,Sven 1,0/1 1792 (+21)
Escher,Clemens 0,0/1 2161 (-17)