Seminar mit GM Michael Richter

Die Sommerferien und die Sommerpause im Schachverein (zumindest mittwochs) sind nun vorbei. Die neue Schachsaison beginnt, denn die 1. Runde in der Vereinsmeisterschaft (23.9.) und dem Vereinspokal (16.9.)  stehen vor der Tür und im November beginnt auch die BMM (13.11.). Deshalb war dieses Wochenende die beste Chance das Schachwissen wieder ein bisschen aufzufrischen. Diese Gelegenheit ließen sich etwa zehn Königsjäger, von erfahrenen Spielern der 1. Mannschaft bis zu einem Neuzugang ohne DWZ, nicht entgehen und kamen zum Trainingsseminar von Michael Richter.

Das Thema war statische und dynamische Bauernstrukturen, ein Thema wo sich nicht jeder Schachspieler sofort etwas vorstellen konnte und welches Michael Richter auch erst zum ersten Mal unterrichtet.

Als sich am Samstag um 14 Uhr alle Interessenten eingefunden hatten, startete Michael mit zwei Beispielen, die er als Einstieg nutzen wollte. Aus der Stunde, die für die Besprechnung dieser Beispiele vorgesehen war, wurden dann doch zwei, weil so oft über Nebenvarianten diskutiert wurde, die oft von Michael wiederlegt werden konnten. Dies zeigt auch, wie sehr alle Schachfreunde dabei waren. Im Anschluss bekamen wir 18 Aufgaben zum Selbstlösen eine knappe Stunde Zeit. Während Veit und Uwe nach etwa 2/3 der Zeit fertig waren, sind andere Spieler (ich mit eingschlossen) am Ende der Zeit bis zur Hälfte der Aufgaben gekommen. Im anschließenden Vergleich der Aufgaben hatte ich dann sogar auch mal ab und zu die richtige Lösung gefunden, auch wenn ich mir nicht alle Varianten, die mir im Gespräch um die Ohren flogen, berechnet habe. Um 18 Uhr endete der erste Tag.

Der Sonntag war vom Ablauf her identisch. Hier lag der Schwerpunkt auf der Öffnung der gegnerischen Bauernstruktur vorallem durch Bauernhebel. Nach den Eröffnungsbeispielen gab es wieder Aufgaben zu lösen. Hier saß ich neben Jakob Hartmann, der aufgrund eines Turniers am Samstag gefehlt hatte. Er löste die 36 Aufgaben (18 von Samstag und 18 neue) wesentlich schneller als ich die ersten 6 neuen, doch nach ein bisschen Übung kam ich mit den Aufgaben auch ein bisschen besser zurecht.

Als Highlight des Tages gab es noch zwei Blitzpartien zwischen Michael und Jakob (wobei Michael nur eine Minute Bedenkzeit hatte (sogenanntes „Bullet“), dabei konnte Michael 1,5 Punkte mitnehmen. Mitnehmen konnte ich einiges an Wissen über Bauernstrukturen. Daneben im Schachseminar eine schöne lockere Atmosphäre, sodass die Zeit im Flug vergangen ist und ich mich schon jetzt auf das nächste Seminar freue und allen Königsjägern, egal welche Spielstärke, nur empfehlen kann, beim nächsten Mal dabei zu sein.

Was habe ich gelernt?

Wenn man statische Bauernvorteile hat (also auf lange Sicht eine bessere Bauernstruktur), sollte man die Figuren auf die richtigen Felder stellen, die dynamischen Möglichkeiten des Gegners verhindern und dann langsam den Gegner angreifen.

Wenn man dynamische Bauernvorteile hat (also die Bauern durch rasche Züge auf kurze Zeit etwas ausrichten können), sollte man schnell versuchen diese Vorteile in statische Bauernvorteile, Feldvorteile oder Materialvorteile, also zusammengefasst in dauerhafte Vorteile umwandeln.

Jetzt aber allen einen schönen Start in die Arbeit, Schule oder ins Studium und natürlich in die Schachsaison!

Hier noch ein interessantes Beispiel vom Samstag:

http://www.schachforum.at/diagramme/t0l00tk0bb0slbbb0ds0b000000bB000000B0B0000000SBLBB00S00BT0LDK00T.gif

Was soll schwarz am Zug machen? Die richtige Antwort ist 1. … f6, danach folgt 2. Lxe6+ Kh8 3. Lxd5, weshalb wohl kaum einer f6 als Kanditat sieht. Warum soll ich meinen König auch in die Ecke stellen und die beiden Zentrumsbauern hergeben?

Die Antwort von schwarz ist verblüffend:

3. fxe5 4. fxe5 Sdxe5 5. dxe5 Sxe5

http://www.schachforum.at/diagramme/t0l00t0kbb00l0bb0d000000000Ls0000000000000000SB0BB00S00BT0LDK00T.gif

Weiß darf nicht nehmen denn 6. Sxe5 Lb4+ 7. Sc3 Df2#

Macht Weiß nichts, droht 6. … Txf3 7. Lxf3 Sxf3+ 8. Kf1 Lh3#

Der Verteidigungszug 6. Lf4 bewirkt 6. … Sxf3+ 7. Lxf3 Lb4+ 8. Sc3 Te8+ und Weiß hat große Probleme!

Im Seminar haben wir noch viele Varianten ausprobiert, doch jede war schlimmer als die vorherige. Schwarz kann mit jedem Zug irgendetwas drohen und Weiß muss parieren und kann den König nicht wirklich schützen. Ein schönes Beispiel dafür, wie dicht Sieg und Niederlage im Schach beieinander liegen können. – Manchmal auch nur ein Tempo.

(Grafiken erstellt mit: http://www.schachforum.at/diagramme/)

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Eine Antwort zu Seminar mit GM Michael Richter

  1. Veit sagt:

    Schöner Artikel. Das Trainingsangebot mit GM Michael Richter ist wirklich ein Highlight und absolut empfehlenswert!

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