BBMM: Königsjäger verpassen hauchdünn A-Finale

Obwohl die ganz großen Bundesligateams diesmal bei der Berliner Blitzmannschaftsmeisterschaft nicht dabei waren, war die Konkurrenz der Ü-2000- Mannschaften doch recht groß, so daß unser fünfköpfiges Team (Escher, Hartmann, Deutschmann, Godoj, Kreutz) auf Setzlistenplatz 11 ins Rennen ging. Unser Ziel war klar: Das Erreichen des A-Finales, wozu ein Platz unter den ersten 12 nach der Vorrunde gereicht hätte. Nach einem fulminanten 4:0 Startsieg gegen Nord-Ost 2 waren die Weichen in Richtung Erfolg gestellt. Doch im weiteren Verlauf ließen unsere Spieler einige Gewinnchancen aus. Eigentlich zeigte nur Jakob an Brett 2 eine wirklich gute Form, alle anderen schwächelten mehr (Godoj) oder weniger (Escher, Deutschmann). Jonas Kreutz, der als Debütant in der ersten Königsjäger-Blitzmannschaft auftrat, spielte anfangs schwungvoll und erreichte einen positiven Score. Schließlich musste das letzte Match gegen die starken Schachfreunde von Nord-Ost-Berlin 1 über unsere Qualifikation entscheiden, ein Unentschieden hätte uns fürs A-Finale gereicht. Beim Stand von 1:2 hatte Jakob gegen seinen Gegner eine klare Gewinnstellung herausgespielt, die am Ende leider noch kippte und wir landeten mit diesem 1:3 nur noch im B-Finale.

Nur eine unnötige Niederlage im B-Finale

Im B-Finale fanden unsere Blitzrecken dann zu einer geschlosseneren Mannschaftsleistung. Jakob Hartmann übernahm nach seiner tollen Leistung in der Vorrunde das Spitzenbrett und konnte in seiner Rolle erneut überzeugen. Jakob hat unter Beweis gestellt, daß er nicht nur auf unserer vereinsinternen DWZ-Liste inzwischen auf Platz 2 steht. Auf drei Unentschieden folgten noch fünf Siege und zwei Unentschieden, wobei wir u.a. gegen die Landesligisten Berolina Mitte 1 und Weiße Dame 1 hübsche Prestigeerfolge einfahren konnten. Nur gegen Kreuzberg 2 wurde unnötig verloren. Am Ende stand ein guter 4.Platz im B-Finale zu Buche, wobei wir gegen die drei erstplatzierten Mannschaften 5: 1 Mannschaftspunkte holen konnten. Bei Jonas lief es in der Endrunde nicht mehr so rund, aber er hatte durchweg gegen starke Blitzgegner anzutreten. Insgesamt können wir mit unserer Leistung zufrieden sein, obwohl da noch etwas Luft nach oben drin war.

Neue Inkrement-Regel eine Verbesserung?

Mit dem erstmals bei einer BSV-Blitzmeisterschaft angewandten Austragungmodus in Inkrement-Bedenkzeit, d.h. 3 Minuten plus 2 Sekunden für die Partie plus 2 Sekunden je Zug, waren nicht alle Königsjäger glücklich, euer Berichterstatter sogar ausgesprochen unglücklich. Im Ergebnis ergibt sich meines Erachtens eine deutlich verteidigungsfreundlichere Variante von Blitzschach, in der häufig verlorene oder sehr kritische Stellungen durch ultraschnelles Ziehen in der Schlussphase noch gehalten oder gar gedreht werden konnten, was früher bei der 5-Minuten-Regel für die gesamte Partie am Fallen des Blättchens gescheitert wäre. Der Zeitdruckfaktor auf den Verteidiger wird durch das Inkrement eindeutig verringert und es ist meines Erachtens fragwürdig, ob dies bei Blitzpartien wirklich sinnvoll ist.

Obendrein handelt es sich hier um eine einschneidende Regeländerung, die einfach „von oben“ und ohne ausführliche Begründung den (Berliner) Schachspielern vorgesetzt wird. Warum gibt es hierüber keine (verbandsinternen) Abstimmungen, warum werden die Blitzschachfreunde nicht gefragt, ob sie diese Regel überhaupt wollen? Sicherlich wird auch bei uns im Verein hierüber noch diskutiert werden.

Hier der Link zur Berichterstattung des BSV.

Vorrunde, 9 Runden Schweizer System

                            Esch Hart Deu  Go   Kreu Ergebnis
 1) Nord-Ost 2              1    1    1    X    1      4:0
 2) Rotation Pankow 1       0    1    0    0    X      1:3
 3) Berolina Mitte 2        0    0    X    1    1      2:2
 4) SW Lichtenrade 1        X    1    1    0    0      2:2
 5) SG Lichtenberg 1        R    R    1    1    X      3:1
 6) Weisse Dame 2           0    X    0    0    1      1:3
 7) Weisse Dame 1           0    1    1    0    X      2:2
 8) Narva 1                 1    1    1    X    0      3:1
 9) Nord-Ost 1              R    0    0    R    X      1:3

Mannschaftspunkte: 9:9 Brettpunkte: 19:17

Einzelergebnisse Vorrunde

Brett 1: Escher, Clemens         3   aus 8
Brett 2: Hartmann, Jakob         5,5 aus 8
Brett 3: Deutschmann, Thomas     5   aus 8
Brett 4: Godoj, Veit             2,5 aus 7
Brett 5: Kreutz, Jonas           3   aus 5

B-Finale

                            Hart Esch Deu  Go   Kreu Ergebnis
 1) SV Mariendorf 1         1    1    0    X    0      2:2
 2) Friesen 1               1    0    X    1    0      2:2
 3) Chemie Weissensee 2     0    0    1    1    X      2:2
 4) Läufer Reinickendorf 1  1    X    1    1    0      3:1
 5) Berolina Mitte 1        X    R    1    1    0    2,5:1,5
 6) Weiße Dame 1            1    1    1    X    0      3:1
 7) SG Lichtenberg 1        0    R    1    R    X      2:2
 8) SC Kreuzberg 2          1    R    X    0    0    1,5:2,5
 9) Berolina Mitte 2        1    1    R    X    0    2,5:1,5
10) Nord-Ost 2              X    0    1    1    0      2:2
11) Narva 1                 0    1    1    R    X    2,5:1,5

Mannschaftspunkte: 15:7 Brettpunkte: 25:19

Einzelergebnisse B-Finale

Brett 1: Hartmann, Jakob         6   aus 9
Brett 2: Escher, Clemens         5,5 aus 10
Brett 3: Deutschmann, Thomas     7,5 aus 9
Brett 4: Godoj, Veit             6   aus 8
Brett 5: Kreutz, Jonas           0   aus 8

Einzelergebnisse Vor- und Endrunde:

Brett 1/2: Hartmann, Jakob      11,5 aus 17
Brett 1/2: Escher, Clemens       8,5 aus 18
Brett 3:   Deutschmann, Thomas  12,5 aus 17
Brett 4:   Godoj, Veit           8,5 aus 15
Brett 5:   Kreutz, Jonas         3   aus 13

Gesamtscore Mannschaft
Mannschaftspunkte: 24:16 Brettpunkte: 44:36
8 Siege, 8 Unentschieden, 4 Niederlagen

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6 Antworten zu BBMM: Königsjäger verpassen hauchdünn A-Finale

  1. Peter sagt:

    Ich begrüße die neue Inkrement-Bedenkzeit sehr, weil damit schachliche Aspekte m.E. ein stärkeres Gewicht bekommen. Etwas Hirnschmalz und Bedenkzeit für gute Züge investieren wird jetzt mehr belohnt, als stumpf mechanisch möglichst schnell irgend welche Züge auszuführen.
    Klare Gewinnstellung, z.B. mit Mehrfigur bei weitgehend aufgeräumten Brett, wird man jetzt in der Regel nicht mehr auf Zeit verlieren sondern normalerweise auch zum (verdienten) Gewinn führen können. Ich denke, dass das mittelfristig auch der Schachtechnik (und -kultur) zugute kommt!

    Im übrigen ist der Berliner Schachverband ja auch nur dem allgemeinen Trend gefolgt und wendet jetzt dieselben Bedenkzeiten wie auch bei der Blitz- und Schnellschach-WM an.

    Ich möchte jedenfalls keine Blitz- und Schnellpartien mit null Inkrement mehr spielen.

    Grüße aus dem Berliner Süd-Osten an alle Königsjäger
    Peter Held

  2. Thomas sagt:

    Hallo Peter!
    Ich freue mich, dass Du scheinbar regelmäßig unsere Königsjäger-Berichte verfolgst.

    Im konkreten Fall habe ich eine andere Meinung als Du. Das Wesen des Blitzschach ist die Zeitbegrenzung und die Kunst der richtigen Zeiteinteilung. Insofern soll die Bedenkzeit durchaus Einfluss auf die Partie nehmen, ansonsten könnte man ja Schnell- oder Langschach spielen.

    Das Inkrement-Blitzschach nimmt aus meiner Sicht damit einen großen Reiz des Spiels Blitzschach weg.

    Aber ich fürchte, wir müssen uns dem Inkrement-Trend anpassen, wenn wir bei Blitz-Verbandsturnieren künftig mithalten wollen, denn die anzuwendende Taktik in einer Zeitnotphase ist bei Inkrement eine ganz andere und muss man erst einüben.

    Viele Grüße,
    Thomas

  3. Peter sagt:

    Hallo Thomas,
    meiner Ansicht nach steckt das „Blitz“ dann in dem geringen Inkrement von nur 2 Sekunden. Was einem auch nicht viel Zeit zum Überlegen läßt, aber zumindest die mechanische Ausführung der Züge bis zum tatsächlichen Ende der Partie gewährleistet. Für mich hat das mehr mit Schach zu tun, als ein Wettdrücken auf der Uhr. Aber offensichtlich gibt es auch Spieler, die – vielleicht aus Gewohnheit – andere Präferenzen haben.

    Beim Schnellschach – mit z.B. 5 oder 10 Sekunden Inkrement – gibt es zusätzlich den großen Vorteil, dass alle strittigen Remisanträge beim Schiedsrichter wegen ungenügender Restzeit wegfallen können. Schade, dass trotzdem in Berlin meistens noch 15 + 0 der Standard ist, rühmliche Ausnahme ist der Berliner Schnellschachmeisterschaft.

    Gruß
    Peter

  4. Uwe sagt:

    Hallo Peter, hallo Thomas,

    ich kann mich Peters Argumentation nur voll und ganz anschließen. Durch das sehr geringe Inkrement wird es gerechtere Ergebnisse geben. Etwa weil bei gleichstehenden Endspielen nicht mehr die Uhr strapaziert wird, nur weil ein Spieler mit 40 gegen 20 Sekunden (ohne Inkrement) seinen Zeitvorteil unbedingt durchpeitschen will.

    Beste Grüße
    Uwe

  5. Sven Schüle [1. Spielleiter] sagt:

    Ich kann die Argumente beider Seiten nachvollziehen. Als Turnierleiter kommt für mich noch ein Aspekt hinzu, der besonders abends ins Gewicht fällt: Blitzturniere mit Inkrement 3+0:02 werden bei gleicher Teilnehmerzahl im Schnitt länger dauern als mit der klassischen Blitz-Bedenkzeit 5+0. Die längste Partie einer Runde wird selten unter 60 Zügen (=10 Minuten) dauern, aber es wird auch immer wieder ausgeblitzte lange Endspiele geben, die dann durchaus die Dauer einer Runde auf 15 Minuten oder mehr ausdehnen – gerade auch deswegen, weil solche Endspiele nun seltener durch Blättchenfall beendet werden als früher. Das bedeutet auch entsprechend längere Wartezeiten der übrigen Teilnehmer. Noch stärker würde dies beim Schnellschach zu Buche schlagen, wo ein Inkrement von 10 Sekunden bereits zu einer schwer kalkulierbaren Rundendauer führen kann. Für jeden Turnierveranstalter/Turnierleiter stellt die Einführung der Inkrement-Regelung ein gewisses Risiko dar. Es ist wahrscheinlich überschaubar und beherrschbar, aber es kann trotzdem mal Ausreißer geben, die mit der „starren“ Bedenkzeit praktisch ausgeschlossen sind.

    Ob die Ergebnisse mit Inkrement gerechter werden, ist vielleicht eine Definitionsfrage, es hängt davon ab, ob man Blitz als eine eigene Disziplin begreift oder „nur“ als Normalschach mit kürzerer Bedenkzeit und leicht schärferer Bestrafung irregulärer Züge (Partieverlust beim ersten statt beim zweiten Mal). Eigentlich sehe ich jetzt das klassiche Blitz und das Inkrement-Blitz als zwei verschiedene Disziplinen des Schachsports an. Es wird aber nicht möglich sein, parallele Meisterschaften für beide anzubieten.

    Zudem könnte auch die Bedeutung der Verfügbarkeit erfahrener Schiedsrichter beim Blitzschach steigen, denn wenn zwei Spezis eben mit je 5 Sekunden Rest ihr ausgeglichenes Turmendspiel runterblitzen und beide hoffen, daß der Gegner mal über einem Zug länger als 5+2 Sekunden nachdenkt und auf Zeit verliert, aber es passiert bei beiden nicht, dann kann wohl nur ein Schiri die Partie beenden (nach der neuen 75-Züge-Regel oder 5-maliger Stellungswiederholung).

    Sicherlich werde auch ich mich irgendwann an Blitz mit Inkrement gewöhnen müssen. Aber vorbehaltlos sehe ich diese Bedenkzeitoption nicht.

  6. Christoph Kriminski [Königsjäger] sagt:

    Ich denke auch, dass beide Varianten ihre Vor- und Nachteile haben. Gegen Inkrement spricht, dass es im Endspiel nicht immer zu einer schnellen Entscheidung kommt. In Zeitnot könnten beide Spieler im unklaren Endspiel erstmal einige belanglose Züge machen (z. B. immer mit einer Figur in der eigenen Hälfte rumlaufen) nur um Zeit zu gewinnen und später erst einen Angriff planen. Das würde den Grundgedanken des Schachs etwas kaputtmachen. Der Schiedsrichter darf von sich aus, wie schon von Sven erwähnt, auch erst nach 5-maliger Stellungswiederholung oder 75 Zügen ohne Schlagen und Bauernzügen eingreifen. Die Partien könnten sich so in die Länge ziehen.

    Einen großen Vorteil der Inkrementbedenkzeit sehe ich beim Schnellschach. Hier entfällt nämlich der Anhang G5, der ja oft (oder eigentlich immer) für Streitigkeiten sorgt, wenn der Schiedsrichter am Ende der Partie das Ergebnis bestimmen soll. Gerade beim Schnellschach wird es wohl für einen Schiedsrichter sehr schwer sein, zu entscheiden, ob ein Spieler genügend getan hat, damit er das Remis bekommt.

    Ein kleiner Nachteil ist auch, dass damit kleinere Vereine „gezwungen“ werden sich digitale Schachuhren anzuschaffen.

    Alles keine einfache Sache. Ich bin gespannt, wie sich die Inkrementbedenkzeit durchsetzten wird. Vielleicht spielen wir in der BMM bald alle (nicht nur unsere 1. in der Stadtliga) bald mit Inkrement.
    Spannend würde ich für den Blitz auch den Sanduhrmodus finden, aber ich befürchte, dass es am Ende jeder Partie zu einer Klopperei auf die Schachuhr kommt, wenn einer keine Zeit mehr hat und der andere ihn über die Zeit ziehen will.

    Interessant wäre auch eine Schachuhr, die mit Sensoren die Härte des „Drückens“ erkennt und dann bei übertriebener Härte kurz rot aufleuchtet und dem Gegner automatisch 2 Sekunden gut schreibt. (Behandlung der Schachuhr: Artikel 6.2 c)

    Dann mal schauen, wie es morgen wird.

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