Fabian Schmidt, Sebastian Siebertz, Shawn Maple und Edgar Leyrer sehr erfolgreiches Quartett – Sensationelle Entscheidung um den Meistertitel

Nun ist das Quali-Turnier auch schon wieder zu Ende. Das grösste Einzelturnier des Berliner Schachverbandes war vor allem eine Parade des leistungsstarken Berliner Schachnachwuchses. Klubs wie der SC Kreuzberg, Weisse Dame (um nur zwei herauszuheben) und eben auch unsere Königsjäger legen durch ihre vorbildliche Trainings- und Jugendarbeit den Grundstein dafür, dass das Berliner Vereinsschach auch zukünftig blüht.

Das achtköpfige Königsjäger-Kontingent konnte vor allem im unteren DWZ-Segment für Furore sorgen: Fabian Schmidt war aus meiner Sicht der herausragende Spieler und damit der „Königsjäger des Qualiturniers 2015“!

In Runde acht bezwang Fabian im dritten Vereinsduell des Turnieres unseren erfahrenen Lutz Reichert und in der Schlussrunde unterlag er mit Weiß Ronny Heldt, der wiederum eine der großen Kreuzberger Nachwuchshoffnungen ist. Mit 4,5 aus 9 gegen durchweg DWZ-stärkere Spieler erreichte Fabian nicht nur Platz 63 bei Setzlistenplatz 111 (!!!) sondern erspielte sich mit einem DWZ-Plus von 186 den grössten DWZ-Zugewinn aller Turnierteilnehmer!

Sebastian Siebertz gelang nach eher schwächerem Start auch ein sehr gutes Finale: Zwei Siege in den Runden 8 (mit einer topaktuellen Variante des alterwürdigen Königsgambits!) und 9 katapultierten Sebastian mit 4 aus 9 noch auf den 96. Rang (Setzlistenrang 125). Sein Lohn für gutes Spiel ist ein DWZ-Plus von 61 und der dritte Geldpreis in der Ratingkategorie „DWZ unter 1300“, damit holte Sebastian den einzigen Geldpreis für einen Königsjäger im Wettbewerb.

Edgar Leyrer stellte eindrucksvoll unter Beweis, dass man auch im besten Mannesalter gute schachliche Fortschritte machen kann: Mit Remisen gegen die wertungsstärkeren Konrad Wozniak (Runde 8, Weisse Dame) und BSV Jugendwartin Claudia Münstermann )Weisse Dame, Runde 9) schloss Edgar seine Erfolgsserie von fünf Partien ohne Niederlage ab. Damit erreichte er 4,5 aus 9 und einen tollen 69. Rang, bei Setzlistenplatz 100! Seine Belohnung: 38 DWZ Punkte, 4 Elopunkte, Sonderstreicheleinheiten von der extra mitangereisten Ehefrau Doris sowie die Erfahrung, dass eine bestimmte Art der Lockerheit auch für Erfolge im Schach gut sein kann.

Shawn Maple gewann in Runde 8 gegen Tade Prinz und verlor leider seine Schlussrundenbegegnung gegen den Kreuzberger Alexander Görg. Damit erreichte Shawn in der Endabrechnung 4 aus 9, was Rang 86 (Setzlistenplatz 108) und ein DWZ-Plus von fantastischen 117 Punkten bedeutete. Mit diesem tollen Resultat wird Shawn sehr zufrieden sein.

Aber nicht für alle Königsjäger wuchsen die schachlichen Bäume in den DWZ-Himmel:

Dr. Helmut Kliem verlor seine beiden Spiele in den Runden acht (gegen den starken Peter Hintze von Zugzwang) und neun (gegen den DWZ-schwächeren Attila Mako von Kreuzberg), wodurch sein Punktekonto am Ende bei „4“ stagnierte. Er büsste unterm Strich 24 DWZ- und 4 ELO-Punkte ein und wird mit dem Ausgang des Turniers wohl nicht ganz zufrieden sein.

Lutz Reichert war gegen Ende des Turniers häufiger plaudernd in Lobby zu finden, denn er geniesst auch den ausführlichen Gedankenaustausch mit anderen Schachfans und macht auch schon mal ein schnelles Remis. Lutz unterlag ja – wie erwähnt – in Runde 8 gegen Fabian Schmidt um dann in der Schlussrunde gegen Mario Tepe (DWZ 1401) zu remisieren. So ging er am Ende mit 4 aus 9 auf Rang 80 durchs Ziel. Bei Setzlistenplatz 76 ist er damit minimal unter seiner statistischen Erwartung geblieben, was sich in einem DWZ-Verlust von sieben Punkten ausdrückt. Dagegen gewann Lutz erstaunliche 12 ELO-Punkte, was ihn über die kleine DWZ-Einbusse hinweghelfen könnte.

Jonathan Born verlor in Runde acht doch noch gegen den deutlich höher einzustufenden August Hohn, obwohl er lange Zeit mit seiner Stellung sehr zufrieden gewesen war. In der Schlussrunde verlor er dann leider auch gegen den DWZ-schwächeren Benjamin Rouditser (DWZ 1319) aus der Talenteschmide von Makkabi, die auch von hervorragenden Trainern wie Marcos Kiesekamp und anderen geleitet wird und die immer wieder grossartige Schachspieler hervorbringt. Wegen dieser Doppelnull geht Jonathan mit 3,5 aus 9 auf Platz 100 ins Ziel (Setzlistenplatz 79). Er verliert 44 DWZ-Einheiten, gewinnt aber 6 Elo-Punkte dazu (Klasse!), was daran erinnert, dass Jonathan einige „ELO-Bullen“ als Gegner hatte. Insgesamt wird er vielleicht mit seinem Resultat nicht ganz zufrieden sein, aber sein Spiel zeigte sich deutlich verbessert, wie ich finde, und nur darauf kommt es an! Seine bisweilen ansteckende Freude am Schach kann man Jonathan sowieso nicht nehmen.

Fraude am eigenen Schach hatte Euer Berichterstatter Veit Godoj in diesem Turnier nicht allzu viel. Zwar ging ich am Ende mit 5,5 aus 9 und Rang 38 als bestplatzierter Königsjäger ins Ziel, aber als Top-Ten-Gesetzter wollte ich zumindest auch unter den Top-Ten landen, was leider garnicht geklappt hat. In Runde 8 war mir als Weißer gegen Josef Gelman (Weisse Dame, DWZ 1726) ein schwerer Eröffnungsfehler unterlaufen, den mein junger Gegner aufmerksam ausnutzte. Immerhin konnte ich diese Partie dann noch Remis halten. Unter den beflügelnden Augen meiner Frau und Mannschaftskameradin Brigitte konnte ich in der Schlussrunde wenigstens noch eine starke Partie gegen Marc Seefeld (Reinickendorf, DWZ 1722) gewinnen. In der Gesamtwertung verlor ich trotzdem deftige 46 DWZ-Punkte und ein paar ELO-Pünktchen.

Gesamtsieger im Qualifikationsturnier 2015 wurde Sergej Krefenstein (Makkabi, DWZ 2087) durch einen Schlussrundenerfolg gegen Uwe Arndt (Chemie Weissensee, DWZ 2016), wodurch er am Ende mit 8 aus 9 alleiniger Sieger und einziger Aufsteiger in die M-Klasse wurde. Gratulation! Zweiter wurde der lange Zeit führende Marius Sappok (Zugzwang) mit 7 aus 9 vor Adis Artukovic (SG Lasker), der in Runde 8 den möglichen Sieg gegen Krefenstein und damit die zum greifen nahe M-Klassen-Qualifikation verspielte.

Bei der Entscheidung um die Berliner Meisterschaft ging es in der M-Klasse am Ende drunter und drüber: IM Ulf von Herman verlor überraschend eine lange Zeit vorteilhafte Position gegen Hendrik Möller und damit auch seine Chance, womöglich zum sechsten Male Berliner Meister zu werden. Möller ging damit mit 6,5 aus 9 allein in Führung. Wer könnte ihn noch gefährden? IM Atila Figura, der als klarer Titelfavorit in die Schlussrunde gegangen war, konnte sich ebenfalls sehr überraschend nicht gegen Dr. Maxim Piz von Lasker (DWZ 2091) durchsetzen und verlor sogar mit den weissen Steinen die Partie und alle Titelchancen. GM Sergej Kalinitschev wäre bei einem bereits auf dem Brett stehenden Dauerschach von FM Martin Brüdigam ebenfalls aus dem Titelrennen gewesen (und damit Hendrik Möller alleiniger Berliner Meister!), doch Brüdigam unterbrach die Damenschachserie, um seinen Läufer heranzuholen. Dem findigen Kalinitschev gelang in der Folge sogar noch ein Sieg und damit lag er am Ende punkt- und wertungsgleich mit Hendrik Möller mit 6,5 aus 9 an der Spitze.

Wie am frühesten der Webseite der euphorisch feiernden Weissen Dame zu entnehmen war, sind damit Hendrik Möller und Sergej Kalinitschev gemeinsame Berliner Meister 2015 geworden!!! Das bedeutet den ersten Titelgewinn für einen Spieler von Weisse Dame in der Geschichte des Berliner Schachs! Bronze gewann der Ex-Königsjäger FM Robert Glantz, der mit 6 aus 9 alleiniger Dritter wurde. Herzlichen Glückwunsch allen Gewinnern!

Auf Wiedersehen in der Barnetstraße 2016!

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